Osteochondrosis dissecans (OCD)
"Knochen Knorpel Erkrankung"
Entstehung
Um die Entstehung von OCD zu verstehen,
muss man zuerst wissen, wie ein Knochen wächst. Der Knochen wächst
beim Jungtier sowohl in den Wachstumsfugen, als auch im Bereich der
Gelenksflächen. In den Wachstumsfugen und an den Gelenksflächen
entstehen Knorpelzellen durch Zellteilung. Diese werden im Verlauf
der Entwicklung in Knochenzellen umgewandelt.
OCD im Bereich der Gelenksflächen entsteht
so, dass sich die Knorpelzellen sehr schnell teilen und der
Verknöcherungsvorgang zu langsam fortschreitet. Der Gelenksknorpel
wird dadurch sehr dick. Weil Knorpel keine Blutgefässe enthält, wird
er von der Gelenksschmiere her mit Nährstoffen versorgt. Bei einem
sehr dicken Gelenksknorpel werden die Knorpelzellen, welche am
weitesten vom Gelenk entfernt liegen ungenügend mit Nährstoffen
versorgt. Sie sterben ab. Der Gelenksknorpel ist dadurch nicht mehr
fest mit dem darunterliegenden Knochen verbunden und löst sich vom
Knochen ab. Zusätzlich entstehen Risse im Gelenksknorpel, durch
welche Gelenksschmiere zwischen Knorpel und Knochen eindringen kann.
Der Gelenksknorpel wird dadurch abgelöst. Die abgelöste
Knorpelscheibe kann entweder am Ort bleiben, oder auch im Gelenk
"wandern". Man spricht dann von einer Gelenksmaus. In jedem Fall
werden Abbauprodukte der abgestorbenen Knorpelzellen freigesetzt und
führen zu einer Entzündung mit Schmerzen im betroffenen Gelenk. Erst
jetzt tritt eine Lahmheit auf. Wenn die Ursache der Erkrankung nicht
behandelt wird, bleibt die Entzündung bestehen und wird chronisch.
In der Folge entwickelt sich eine Arthrose, das heisst eine
degenerative Gelenkserkrankung. Es kommt zu knöchernen Zubildungen
in und ums Gelenk. Diese Veränderungen sind nicht mehr rückgängig zu
machen, und es entsteht ein bleibender Schaden am Gelenk.
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Abbildung 1:
Labrador Retriever, Hündin, 7 Monate, mit OCD im Schultergelenk.
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Symptome und betroffene Gelenke
OCD führt vor allem beim jungen Hund im Alter zwischen vier bis
zwölf Monaten zu Lahmheit. Es erkranken häufig Hunde, die sehr
schnell wachsen und im Vergleich mit Altersgenossen eher schwer
sind. OCD tritt häufiger bei männlichen als bei weiblichen Hunden
auf. Sie wird vor allem bei Rassen festgestellt, die im
Erwachsenenalter ein Gewicht von 25 Kilogramm und mehr erreichen.
Einige der häufig betroffenen Rassen sind der Labrador und Golden
Retriever, der Rottweiler, die Deutsche Dogge, der Bernhardiner, der
Deutsche Schäferhund und der Berner Sennenhund. Es können aber fast
alle grossen Hunde, also auch Mischlinge an OCD erkranken. Ein
weiterer Punkt, der neben dem Gewicht eine Rolle spielt, ist die
körperliche Aktivität des Hundes. Je aktiver der Junghund ist, desto
stärker werden die Vorgeschädigten Knorpelstrukturen belastet, desto
eher kommt es zur Ablösung von Gelenksknorpel oder zum Abbrechen von
Knochenfortsätzen. Die Veranlagung zur Erkrankung an OCD wird
vererbt, da gewisse Linien in derselben Rasse gehäuft an OCD
erkranken. Betroffene Gelenke sind vor allem das Schultergelenk, der
Ellenbogen, das Knie und das Sprunggelenk.
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